Schulrecht (Schweiz)
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Elternkommunikation
Mittlerweile nutzen die meisten Lehrer und Jugendlichen ab der Sekundarschule Smartphones als wertvolle Hilfsmittel im täglichen Unterricht. Auch in der Elternkommunikation werden sie eingesetzt. Dabei gilt es einige Punkte zu beachten, denn digitale Elternkommunikation ist nicht ohne Fallstricke. In einem Artikel in der Zeitschrift Bildung Schweiz hat Peter Hofmann, Jurist und Primarlehrer, sehr richtig auf die heiklen Punkte aufmerksam gemacht. Im folgenden zeigen wir einen einfachen, kostengünstigen und gangbaren Weg, in Sachen digitaler Kommunikation nicht nur Fehler zu vermeiden, sondern gar eine führende Stellung in der Gemeinde einzunehmen.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Jedes e-Mail ohne digitaler Signatur, das heisst ohne rechtssicherem Identitätsnachweis, hat keinen Erklärungswert. Im schulischen Alltag können sich Lehrer an folgender Faustregel orientieren: Nachrichten denen kein juristischer Beweiswert zukommt, wie z. B. Quartalsbriefe, Terminlisten, Anfragen für Begleitungen etc., können problemlos per SMS, WhatsApp, Facebook, e-Mail o.a. übermittelt werden. Alles, was im Ernstfall vor Gericht bewiesen werden muss, soll wenn immer möglich auf Papier oder mit digitaler Signatur versandt werden. Gleiches gilt umgekehrt etwa für Entschuldigungen, etc.
Digitale Signatur in der Schule nutzen
Ein einfacher Weg soll hier kurz skizziert werden:
- Die Schulleitung versendet nur noch digital signierte e-Mails.
- Auch die Lehrer versenden über die Schuladresse nur noch digital signierte e-Mails.
An den oberen Klassen wird das Thema der digitalen Identität und deren Nachprüfbarkeit thematisiert. In diesem Rahmen wird den Kindern/Jugendlichen auch aufgezeigt, wie sie ihre Identität digital nachweisen können. Dies kann z.B. bei der Berufswahl/Bewerbungen relevant sein. Auch gibt es das CAcert-Junior-Programm ab 14 Jahren.
Während die Schulleitung noch ggf. auf die Ressourcen der Gemeindeverwaltung und deren Zertifikate (Identitätsnachweis) zurückgreifen kann, wird es nur schon bei den Lehrern - geschweige denn bei Einbezug der Schüler - schnell einmal teuer, da digitale Zertifikate ohne weiteres 90 Franken oder mehr pro Jahr kosten können. Wenn die Schule korrekterweise Abmeldungen per e-Mail nur noch mit digitaler Signatur akzeptieren will, müsste sie fairerweise den Eltern digitale Zertifikate zur Verfügung stellen. Mit der demnächst erscheinenden neuen Suisse ID ist es für die Nutzer (Eltern) zwar gratis, aber die Kosten wälzt der Anbieter auf die Behörde (Schule) über. Wie dies auch ohne Kostenfolge für die Schule möglich ist, wird weiter unten aufgezeigt.
Digitale Signatur in der Schule einrichten
Zuerst stellt sich der Schule die Frage nach dem Anbieter. Bei den meisten Anbietern wird für ein Zertifikat eine Jahresgebühr fällig, da die Zertifikatsausgabestelle ja auch eine technische Infrastruktur zu betreiben hat und die Identitätsüberprüfung vorzunehmen hat. Je grösser die Schule ist, desto höher fallen in dem Fall die Kosten an.
Neben den sogenannten "kommerziellen" Anbietern, gibt es mit CAcert auch einen Anbieter sogenannter "freier Zertifikate". Dabei arbeitet CAcert mit dem sogenannten Vertrauensnetzwerk (web of trust), das viel genauer ist, als manch' automatisierte Überprüfung. Dabei trifft sich der künftige Nutzer mit zwei bis fünf Vertrauensleuten in der Region, weist sich dort mit einem amtlichen Ausweis aus. Dabei wird Name/Vorname/e-Mail-Adresse anhand von Bild/Unterschrift im Ausweis bestätigt. Je nachdem, wie erfahren die Vertrauensleute sind, können sie dem künftigen Nutzer 10 bis 35 Vertrauenspunkte gutschreiben.
- Um den eigenen Namen im Zertifikat zu haben (Identitätsnachweis), benötigt man 50 Vertrauenspunkte.
- Wer 100 Vertrauenspunkte hat und einen online Test besteht, darf selber anderen die Identität überprüfen.
Eine Schule, die wenig Fluktuation hat, der reichen 50 Vertrauenspunkte; hingegen muss jeder neue Lehrer wieder Vertrauensleute aufsuchen. Wenn rund 7 Lehrer sich mehrmals überprüfen lassen und den Test absolvieren, hat die Schule die Möglichkeit, intern Identitätsprüfungen vorzunehmen. An Besuchstagen, Elternabenden etc. können solche dann auch den Eltern angeboten werden, damit diese relevante e-Mails - wie Abmeldungen - digital signieren können, ohne dass ihnen oder der Schule dafür direkte Kosten entstehen.
Fünf (besser sechs) Lehrer und Mitglieder der Schulleitung eröffnen bei CAcert ein kostenloses Konto und lassen sich von CAcert-Vertrauensleuten in der Region überprüfen (interne Seite, nur aufrufbar, wenn Sie ein CAcert-Konto haben). An die Überprüfung nehmen sie immer zwei Überprüfungsformulare mit und bitten den Überprüfer (assurer), ihn auch überprüfen zu dürfen. Wenn sie so mindestens 100 Vertrauenspunkte gutgeschrieben bekommen haben, absolvieren sie den Überprüfertest (Seite nur aufrufbar, wenn Sie ein CAcert-Zertifikat in Ihrem Browser installiert haben) und erfassen die Überprüfungen ihrer Überprüfer. Ausserdem überprüfen sie sich ihre Identität gegenseitig, denn für jede Identitätsüberprüfung erhalten sie zwei Erfahrungspunkte. Ein Überprüfer kann 10 Punkte gutschreiben. Hat er jedoch selber schon 5 Leute überprüft, darf er bis zu 15 Punkte gutschreiben (und für jeweils 5 weitere Personen 5 Punkte mehr bis maximal 35 Punkte).
Jeder Nutzer (Schulleiter, Lehrer, etc.), der mindestens 50 Vertrauenspunkte auf seinem Konto hat, erstellt sich ein digitales Zertifikat und lädt dies in sein e-Mail-Programm. Dort stellt er bei den Voreinstellungen ein, alle e-Mails sollten digital signiert werden, das heisst mit einem vertrauensvollen digitalen Identitätsnachweis versandt werden.
Es wurde bereits mehrfach darauf hingewiesen, wie teuer eine solche Lösung mit einem kommerziellen Anbieter zu stehen käme. CAcert als gemeinnützige Gemeinschaft von Nutzern (und dahinter ein ebenso gemeinnütziger Verein für den Betrieb der Infrastruktur) bieten diese Zertifikate seit 2003 kostenlos an. Damit jedoch genügend Geld da ist, um alte Server zu ersetzen oder den Strom des Rechenzentrums zu bezahlen, ist CAcert auf Spenden angewiesen. Als hoffentlich fairen Vorschlag empfehlen wir Ihnen: Spenden sie jährlich pro Schulleiter oder Mitarbeiter im Schulleiterbüro die Kosten eines kommerziellen Zertifikats (rund 50-70 Franken*) an CAcert. Dies ergibt zum Beispiel: 1 Schulleiter und 12 Lehrer = 50-70 Franken Spende und 840 Franken gespart. Oder: 3 Schulleiter, 1 Sekretärin und 56 Lehrer: 200-300 Franken Spende und 3920 Franken gespart. Die Jahresrechnungen werden jeweils anlässlich der Generalversammlung veröffentlicht. mehr zum Thema Spenden, Bankverbindung
Für weiterführende Unterstützung im konkreten Fall, wenden Sie sich bitte an unsere deutschsprachige Nutzergemeinschaft: https://lists.cacert.org/wws/info/cacert-de
Digitale Signatur anbieten
Wie in Bildung Schweiz eindeutig aufgezeigt worden ist, besteht ein Hauptproblem bei der Elternkommunikation weniger bei den Nachrichten von der Schule zu den Eltern, als viel mehr umgekehrt von den Eltern zur Schule, wenn die Eltern ihre Kinder etwa elektronisch krank melden.
Die entsprechende gesetzliche Grundlage, das Bundesgesetz zur digitalen Signatur ist bereits seit dem 1. Januar 2017 in Kraft. Wenn die Schule den Eltern für oben genannte Fälle e-Mail oder SMS verbietet, steht sie bald einmal als technologiefeindlich und hinterwäldlerisch da. Besser ist es da sicher, die Eltern über die veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen zu informieren, ihnen jedoch gleichzeitig anzubieten, vor öffentlichen Veranstaltungen wie Theateraufführungen, Elternabenden oder während der Pause am Besuchstagen oder am Examenmorgen rasch, unbürokratisch und kostenlos ein freies Zertifikat zu holen. Da für Elternzwecke 50 Vertrauenspunkte reichen, wird es in manchen Fällen reichen, wenn zwei oder drei Leute von der Schule die einzelnen Eltern überprüfen.
Oder wie wäre es, die Schul- und Gemeindebibliothek auch mit einzubeziehen und zusätzlich Identitätsüberprüfungen ab sofort auch in der Bibliothek am Ausleihschalter anzubieten?
Weitere Möglichkeiten
Dokumente signieren
Das X.509-Zertifikat von CAcert kann auch dazu verwendet werden, Dokumente digital zu signieren. So lässt sich eindeutig nachweisen, dass relevante Dokumente nur von den dazu autorisierten Personen bearbeitet worden sind.
Organisations-Assurance
Für die von der Schule (nicht der Eltern) verwendeten Zertifikate und Signaturen, kann auch eine sogenannte Organisations-Assurance durchgeführt werden, bei welcher die Schule als Organisation überprüft wird. Das dauert einmalig ein bisschen länger und fordert erstmalig vor allem die Verwaltung, dafür steht dann ausser dem Namen des einzelnen Nutzers auch derjenige der Schule im Zertifikat. Die Details dazu würden jedoch den Rahmen dieses Artikels sprengen. Weitere Auskünfte darüber erhalten Sie bei den Organisations-Assurern oder dem Geschäftsleiter (e-Mail: secretary Affenschwanz cacert kein Spam Punkt org).
Zertifikate im Schulnetzwerk
http://www.lmz-bw.de/technische-unterstuetzung/kundenportal/tipps-fuer-anwender/zertifikate.html - Zertifikate in der pädagogischen Musterlösung für schulische Computernetze.
Weiterführende Informationen
Ali die Dokumänt us de Schwiiz chasch akzeptiere! |
Anmerkungen:
* Suisse ID für 3 Jahre privat 147 Franken; Business 197 Franken
CAcert nimmt auch Minderjährige in die Gemeinschaft und als Assurer auf. Dies sind die Regeln. |